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    Aus den Anfängen 

    Dr. Alfred Gailer - Aus: STROM Kundenzeitschrift des E-Werks Mittelbaden 1/2001 Wir bedanken uns für die freundliche Genehmigung zur Verwendung des Textes sowie der Fotos 

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    Stolz auf die bäuerliche Vergangenheit

    Im Museumsführer des Ortenaukreises aus dem Jahr 1994 steht es noch im Anhang unter "Geplante Museen". Inzwischen ist es Wirklichkeit geworden, das Heimatmuseum Hohberg. Im November 1998 wurde es eingeweiht. Untergebracht wurde es in einer ehemaligen Zigarrenfabrik im Ortsteil Niederschopfheim an der B3 bei der Einfahrt zum Gewerbegebiet. Rund 3.500 Arbeitsstunden hat der Historische Verein Hohberg als Träger bislang zur Einrichtung geleistet. Dabei haben sich Oskar Göppert und Hermann Löffler besonders verdient gemacht. Das E-Werk Mittelbaden hat das 1990 in die Wege geleitete Projekt mit einer namhaften Spende unterstützt.

    Bewegte Geschichte

    Landmaschinen Hinter dem 1990 von der Gemeinde Hohberg erworbenen Gebäude liegt eine bewegte Geschichte. Ursprünglich ein Wohnhaus mit Scheune, Stallung und Ziegelhütte, wurde es nach dem Ersten Weltkrieg Zigarrenfabrik. Sie befand sich zunächst im Besitz eines Herbolzheimer Fabrikanten, dann war sie Eigentum der Firma Krämer in Oberschopfheim. 1942 wurde die Zigarrenfabrik in einen Rüstungsbe- trieb umgewandelt. Der Zufall wollte es, dass im Zweiten Weltkrieg beim Absturz eines deutschen Jagdbombers am damaligen Sportplatz Bordwaffen- munition gefunden wurde, die aus der Niederschopfheimer Fabrik stammte. 

    Von Zigarren zu Steppdecken

    Zu zwei Dritteln MuseumNach dem Krieg wurde die Zigarrenfabrikation wieder aufgenommen, dann aber im Zuge des Sterbens vieler Zigarrenfabriken 1961 wieder eingestellt. Inhaber war zuletzt die Firma Eberle aus Friesenheim. Sie hatte die Fabrik vom letzten Besitzer der Firma Krämer, Heinrich Beiser, pachtweise übernommen. 1962 ging das Anwesen an die Niederschopfheimer Steppdeckenfabrik Ernst Jäckle über. Ihr diente es als Lagergebäude, ehe sie es Ende der Achtzigerjahre der Gemeinde Hohberg zum Kauf anbot.

    Da reifte beim damaligen Bürgermeister Hermann Löffler der Plan, das Haus mithilfe eines Landeszuschusses aus dem Dorfentwicklungsprogramm zu erwerben und für Zwecke des Historischen Vereins, aber auch zugunsten von anderen Vereinen zu nutzen. Heute ist die alte Zigarrenfabrik zu zwei Dritteln Museum und zu einem Drittel Vereinsheim. Sanierung und Ausbau erfolgten mit Arbeitsbeschaffungsmitteln. Dabei kam unter der Gipsdecke eine schöne Holzdecke zum Vorschein. An ihr hängen heute, neben anderen Geräten, so genannte Hauen, Hacken, wie sie bei der Feld- und Gartenarbeit Verwendung fanden.

    Handwerk

    Das Museum ist in der Hauptsache auf die Landwirtschaft und das Handwerk von einst ausgerichtet. Hermann Löffler, von 1981 bis 1997 Bürgermeister von Hohberg, kann da mehr als ein Wörtchen mitreden. Ist er doch in der Landwirtschaft aufgewachsen. Seine Eltern waren nach damaligen Begriffen Großbauern. Dass er nach dem Schulbesuch eine Schlosserlehre absolvierte, kommt ihm heute im Heimatmuseum ebenfalls zugute. Eigene Werkstücke hängen in der innerhalb des Museums komplett eingerichteten Schmiede an der Wand. Eine vollständige Wagnerwerkstätte hat in der alten Fabrik ebenfalls einen guten Platz gefunden. Hat es doch früher allein in Niederschopfheim drei, im Ortsteil Hofweier noch einmal so viele Wagenbauer gegeben. Eine Schuhmacherwerkstätte wartet indes noch auf ihre Unterbringung als weiterer Beitrag zu Ehren des Handwerks.

    Uhrwerk und Matten-Hobel

    Dem früheren Bürgermeister ist vor allem das wertvollste Ausstellungsstück, das ehemalige Uhrwerk der Niederschopfheimer Kirche, zu verdanken. 1819 gebaut, hat es bis Anfang der 50er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts seinen Dienst getan, wobei es jeden Tag aufgezogen werden musste. Das Uhrwerk läuft und schlägt heute noch. Ein Beweis dafür, dass schon früher und mit verhältnismäßig einfachen Mitteln Wertarbeit geleistet wurde. Auf recht einfache Weise wurde noch etwas ganz anderes getan: Mit einem Mattenhobel wurden im Frühjahr die Maulwurfshügel eingeebnet, damit die Arbeit auf den Wiesen beginnen konnte. Ein solcher Hobel ist in der alten Fabrik ebenfalls zu sehen. Neben Pflügen der verschiedensten Art, die einst mit Pferden und Kühen, später mit Traktoren gezogen wurden, neben Mühlen und Leiterwagen. Wollte man die Räder dieser großen Wagen, mit denen beispielsweise das Heu geholt wurde, schmieren, mussten Wagenheber angesetzt werden. "Nichts mit Hydraulik, alles mit Schmalz im Arm", macht Löffler beim Museumsrundgang darauf aufmerksam, welch harte körperliche Arbeit früher dort in der Landwirtschaft und im Handwerk verrichtet werden musste, wo inzwischen die moderne Technik zum selbstverständlichen Helfer geworden ist.

    Geschenke der Bevölkerung

    Transmission Gleichsam als rustikale Begleitmusik setzt er eine Transmission in Gang, die gleichzeitig eine Drechselmaschine und eine Krummholzsäge, einen Schleifstein und eine Schrotmühle zum Laufen bringt. "Wenn sich etwas bewegt, sieht es gleich ganz anders aus", weiß Löffler. So kann man das Interesse der Besucher für die landwirtschaftlichen Geräte und Maschinen erhöhen, die fast alle aus Hohberg zusammengetragen wurden. Stolz auf ihre Abstammung und Geschichte - die bis in die Römerzeit zurückreicht - hat sie die Bevölkerung dem Museum als erhaltenswertes Anschauungsmaterial überlassen. Sie hat Kartoffelroder, Butterfässchen, Traubenmühle, Rebsprotzen, Brennerei, Rübenschnitzler, Maisrüttler - mit dem sich heute die Kinder im Museum vergnügen - und vieles mehr dem Historischen Verein als Zeugnisse der bäuerlichen Vergangenheit für Ausstellungszwecke zum Geschenk gemacht oder geliehen. Da wird dann die Tabakansteckmaschine zum Museumsgut. Und man begegnet sogar noch dem "Bettlädli", dem Kinderbett, in dem der frühere Bürgermeister des heutigen Ortsteils Diersburg groß geworden ist.