Header Bild

    26.07.2023

     

    Die jüdische Familie Valfer war zu Besuch in Diersburg, dem Heimatort ihrer Vorfahren. 

    Großvater Julius Valfer hat die Diersburger Thora-Rolle mit in die USA genommen.

    Menschen wollen wissen, woher sie stammen, was ihre Vorfahren gemacht haben, wo deren Spuren zu finden sind. So auch die jüdische Familie Valfer, die nach Diersburg kam.

    Meist wird in Familien das Wissen zusammengetragen und an die Nachkommen weitergegeben, viele Familien hüten ihre Archive mit Briefen, Urkunden, Fotos und anderen Erinnerungsgegenständen. Aus Deutschland stammende jüdische Familien haben es in dieser Hinsicht schwer.

    Das Leben gerettet

    Die Terrorherrschaft des Nationalsozialismus wollte sie physisch auslöschen und ihre kulturellen und historischen Wurzeln ausreißen. Zum Glück ist beides nicht vollständig gelungen. Einige jüdische Menschen konnten durch Emigration ihr Leben retten, für viele der Nachkommen ist die Frage nach ihrer Identität und den eigenen Wurzeln von zentraler Bedeutung.

    So kehren sie, wie sechs Mitglieder der Diersburger jüdischen Familie Valfer, mit vielen Fragen zurück an die Orte, die einmal Heimat für die Vorfahren waren, auf der Suche nach Antworten. Julius und Frieda Valfer, die den im Valferschen Familienbesitz befindlichen jüdischen Gasthof Badischer Hof in Diersburg betrieben hatten, waren im Mai 1939 in die USA emigriert, wo ihr Sohn Martin sie schon erwartete.

    Kompetente Informationen

    Am Mittwoch, 28.07.2023 gingen nun deren Urenkelin Pamela, Professorin für Visuelle Kommunikation am Art College in Pasadena/Kalifornien, zusammen mit ihrer Tante Beatrice und vier Mitgliedern der jüngeren Valfer-Generation durch Diersburg auf den Spuren ihrer Vorfahren. Kompetente Informationen erhielten sie vom Historischen Verein Hohberg.

    Dieser hatte einen ganzen Stab sachkundiger regionaler Forscher eingeladen. Renée Hauser übersetzte. Bürgermeister Andreas Heck betonte die große Bedeutung von 200 Jahren jüdischen Lebens und jüdischer Kultur in Diersburg, die Erinnerung solle wachgehalten werden, um Toleranz und Respekt zu bewahren. Er überreichte Pamela Valfer einen Blumenstrauß und das Diersburger Wappen. Die Künstlerin versprach, sich mit einem Diersburger Kunstwerk zu bedanken.

    Sie sei sehr berührt durch die Aufmerksamkeit, die sie erfuhr und „auch ein bisschen traurig“. Ihre Tante Beatrice, die als Kind viel Zeit mit den Großeltern verbracht hatte, erinnerte sich, dass Julius Valfer die Enkel immer sehr stark beschützen und vor allem Schlimmen bewahren wollte. Von großem Wert für sie sei es, einige alte Möbel der Großeltern erhalten zu haben, manchmal sehe sie zwischen ihnen den Großvater ganz deutlich vor sich.

    Der mit viel schönem alten Bildmaterial und wichtigen Fakten zur Diersburger jüdischen Gemeinde vom Historischen Verein zusammengestellte Film samt Handmappe in englischer Sprache stieß auf großes Interesse.

     

    Stab sachkundiger regionaler Forscher

    In der Gesprächsrunde erfuhr Beatrice Valfer beispielsweise, dass ihre Großmutter Frieda aus Malsch stammte und die Ehe der Großeltern eine arrangierte war, wie es damals Brauch war. Die Historiker wiederum erfuhren, dass Julius Valfer die Diersburger Thora-Rolle mit in die USA genommen hatte und diese heute in Queens/New York in einer großen jüdischen Gemeinde weiterhin verwendet wird.

    Wer der einflussreichste Jude im Dorf gewesen sei, wollte Pamela wissen. Jürgen Stude nannte den Viehhändler Paul Kahn. Einige Fragen drehten sich um die Probleme der Auswanderung. Die Familie erfuhr auch, dass Martin Valfer ein unstetes Wanderleben wegen der erschwerten Bedingungen des Broterwerbs für Juden hatte. Beim anschließenden Rundgang durch das Dorf wurde das Gebäude des ehemaligen Badischen Hofs aufgesucht, anschließend ging es auf den jüdischen Friedhof.

    Susanne Kerkovius

    Historischer Verein Hohberg

     


     

    Wandertag am 14. Mai 2023 - 50 Jahre Gemeinde Hohberg

     

     "Die Entstehung der Gemeinde Hohberg“ 

    in Bildern und Dokumenten in der Harmoniehalle in Niederschopfheim

     

    Ein herzliches Dankeschön an die Gemeindeverwaltung, die uns eingeladen hat, zum Wandertag am 14. Mai 2023, die Ereignisse um "Die Entstehung der Gemeinde Hohberg“ in Bildern und Dokumenten in der Harmoniehalle in Niederschopfheim zu präsentieren.  Unser Beitrag zu dieser gelungenen Veranstaltung war auch für uns eine äußerst reizvolle Aufgabe.

     

    Wir danken herzlich für die vielen interessanten Anmerkungen unserer Besucher.

     


    09.02. 2023

     

    "Abbé Stock (1904 – 1948) – Wegbereiter der Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich"

    Bildpräsentation im Hohberger Heimatmuseum

    "Abbé Stock (1904 – 1948) – Wegbereiter der Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich"

    Man nannte ihn "L'Aumônier de l'enfer" [Priester der Hölle] – "Seelsorger der Gestapokeller von Paris". – Zu seinem 50. Todestag widmete ihm die Republique Française eine Sondermarke im Wert von 4,50 F mit der Aufschrift "1940 – Aumônier des Prisons". Am Mont Valérien bei Paris sowie in Chartres sind Plätze nach ihm benannt: "Place Abbé Stock".

     Abbé Franz Stock – er ist nicht nur ein Name – er ist ein Programm!“

     Wer war dieser Priester aus dem Sauerland?

    Geboren am 21. September 1904

    Am 21. September 1904 wurde Franz Stock als ältestes von neun Kindern einer Arbeiterfamilie in Westfalen geboren. Von 1910 an besuchte er die katholische Volksschule.

    Als Zwölfjähriger äußerte er erstmals den Wunsch, Priester zu werden. Deshalb wechselte er als Dreizehnjähriger Ostern 1917 auf das Realgymnasium und machte Ostern 1926 dort sein Abitur.

    Student der katholischen Theologie von 1926 bis 1932

    Ostern 1928 ging er für drei Semester nach Paris und studierte am Institut Catholique und war der erste deutsche Theologiestudent in Frankreich seit dem Ersten Weltkrieg und der erste deutsche Student am Institut Catholique seit dem Mittelalter.

    Priesterweihe 1932

    Am 12. März 1932 empfing Franz Stock die Priesterweihe und wirkte als Seelsorger bis 1934 in Westfalen.

    1934 übernahm er die Leitung der deutschen Gemeinde in Paris und musste kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 weisungsgemäß Paris verlassen.

    Seelsorger in den Pariser Wehrmachtsgefängnissen

    Im Juni 1940 wurde Paris von der deutschen Wehrmacht besetzt. Am 13. August 1940 wurde er zum Seelsorger für die Deutschen in Paris ernannt und begann als nebenamtlicher Standortpfarrer 1941 mit seiner Tätigkeit in den Pariser Wehrmachtsgefängnissen Fresnes, La Santé und Cherche Midi. Ihm oblag die Betreuung der Häftlinge in den Gefängnissen der zum Tode Verurteilten.

    Stacheldrahtseminar von Chartres

    Obwohl seine Gesundheit nach dem Krieg schwer angegriffen war, nahm er dennoch die Aufgabe der Gründung eines Priesterseminars für kriegsgefangene deutschsprachige Priester und Seminaristen an und wurde auf Initiative der französischen Regierung und mit Unterstützung des Apostolischen Nuntius Roncalli, des späteren Papstes Johannes XXIII, wurde gebeten, das „Stacheldrahtseminar“ als Regens zu leiten.

    Am 24. Februar 1948 starb Abbé Franz Stock plötzlich und unerwartet im Hôpital Cochin in Paris.

     Referent: Werner Scheurer

    Veranstalter:  Historischer Verein Hohberg e.V.